Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Leben wir in einer realen Welt?

Fragen wie „Was ist die Wirklichkeit?“, „Leben wir überhaupt in einer realen Welt?“ oder „Gibt es andere Wesen, die uns beherrschen und wir wissen es gar nicht?“, sind elementare Fragen des Lebens. Jeder Mensch denkt über solche Dinge nach. Jedoch muss man feststellen, dass definitive Antworten auf diese Fragen von keinem Menschen gefunden werden können.
Schon viele Philosophen haben sich mit der Frage „Was ist die Wirklichkeit?“ auseinander gesetzt und sind zu Ergebnissen gelangt, die sich in vielerlei Hinsicht unterscheiden. Die Antworten hängen im Wesentlichen davon ab, welche Lebens- und Glaubenseinstellung den Untersuchungen zugrunde liegt.

Besonders starke Differenzen ergeben sich durch die Weltanschauung des jeweiligen Philosophen.

Eine religiöse Weltanschauung kann zu einem komplett anderem Ergebnis führen, als eine atheistischen. Auch das Menschenbild prägt die Auseinandersetzung mit dem Thema. Handelt es sich um ein positives Bild, dann setzt der Philosoph voraus, dass die Menschen frei und selbstständig handeln können und selbstbestimmt leben.

Andere Philosophen haben ein negativeres Menschenbild und halten die Menschen für determiniert und fremdbestimmt. Die Anschauung kann dann soweit gehen, dass sie die Menschen für unfrei halten und unterstellen, dass sie nur eine Welt suggeriert bekommen, die nicht der realen Welt entspricht.

Im Folgenden soll der Film “Matrix” in Hinblick auf das Thema „Was ist die Wirklichkeit?“ untersucht werden.

Zunächst folgt eine Charakterisierung einer der Hauptfiguren. Cypher eignet sich als Charakter  besonders, denn er steht der realen Welt im Film skeptisch gegenüber. Es wird zu klären sein, warum er sich gegen die reale Welt und somit für die Matrix, die suggerierte Welt, entscheidet und dafür sogar Morpheus´ Projekt, die Menschen aus der Gefangenschaft zu befreien, gefährdet, seine alten Kameraden hintergeht und an die Feinde, die Agenten, verrät.
Der Film “Die Matrix” (Teil eins – die anderen Teile sind meiner Meinung nach weniger gelungen und für den Unterricht ungeeignet)  ist ein modernes Beispiel für die Auseinandersetzung mit dem Thema “Wirklichkeit” .

Interessant ist es, die verschiedenen philosophischen Ansätze zu betrachten, die dem Film zugrunde liegen und sich auf unterschiedlicher Weise mit der Frage nach der Wirklichkeit befassen und diese auf den Film zu beziehen. Dafür sollen die Ansichten  Platons, eines bedeuteten Philosophen, herangezogen werden. Anhand seines Höhlengleichnisses sollen seine Ansichten zum Thema “Wirklichkeit” deutlich werden.

Ausgehend von Platons Höhlengleichnis lässt sich sehr gut der konstruktivistische Ansatz entwickeln: Gibt es so etwas wie eine objektive Weltsicht oder konstruieren wir das, was wir wahrnehmen, nach unseren eigenen Vorerfahrungen? Gibt es also immer nur eine subjektive Sicht der Dinge?

Am Schluss soll der Frage nachgegangen werden, wie der Film “Matrix” weitergehen könnte. Es sollen also eigene und kreative Ansätze formuliert werden.

Dies soll in Form einer eigenen Stellungnahme zum Thema „Was ist die Wirklichkeit?“ geschehen.

Könnte es  nicht auch sein, dass das System fehlerhaft ist oder gar scheitert?

Wie wird wohl das weitere Vorgehen Neos aussehen und wie werden die Menschen auf seinen Befreiungsversuch reagieren?

Inhalt

Der Film Matrix beschäftigt sich, wie oben dargestellt,  mit der Frage: „Was ist die Wirklichkeit?“.

Er ist kein gewöhnlicher Action-Film, sondern greift grundlegende und vielfältige  philosophische Themen auf. Die Autoren wurde nach dem Erscheinen des Filmes einmal gefragt, ob sie denn wirklich diese ganzen philosophischen Ansätze so gemeint und gewollt hätten. Ihre kurze Antwort war: “Ja.”

Auch werden im Film tiefreligiöse Ansichten verarbeitet, zum Beispiel die Frage nach dem einen Erlöser.

Der Zuschauer ist hin und her gerissen. Er weiß nicht, was er glauben soll. Träumt der Hauptdarsteller nur, oder was geht dort vor? Ihm wird jedoch bald klar, dass es sich nicht um einem Traum handelt. Der ganze Hintergrund, der zunächst verschwommen erscheint, klärt sich erst langsam. Es wird deutlich, dass die Menschen nur in einer Scheinwelt leben. Einer Illusion, die ihnen von Maschinen vorgegaukelt wird, unter deren Herrschaft sie sich befinden. Die Menschen haben es mit dem technischen Fortschritt so weit getrieben, dass die Maschinen einen eigenen Willen entwickelt haben und sich die Menschen zu Untertanen gemacht haben.
Die Menschen leben in einer illusionären Welt: der Matrix. Sie ist ein Computerprogramm, das von den Maschinen für die Menschen geschrieben worden ist. Die Maschinen haben die Menschheit besiegt und gebrauchen diese nun zur eigenen Energiegewinnung, sie haben einen Expansionswillen entwickelt und benutzen die Menschen für ihr Leben und ihre Weiterentwicklung. Die wirkliche Welt ist trist, düster und dunkel: die Wüste der Wirklichkeit. Die Menschen hängen an Schläuchen, in Behältern gefangen. Doch sie wissen nichts von ihrem Schicksal. Sie sind sicher, in der Matrix ein ganz normales Leben zu leben, in dem sie Leid, Schmerz, Trauer, aber auch Freude, Lust und Spaß empfinden und schließlich am Ende ihres Lebens sterben. Von ihrem wahren Schicksal ahnen sie nicht das Geringste.
Jedoch gibt es eine kleine Gruppe von Menschen, die nicht in der Matrix gefangen sind und beschlossen haben die Menschheit aus ihrer Sklaverei und Gefangenschaft zu befreien. Jedoch wissen auch sie, dass sie dazu ohne ihren Erlöser nicht in der Lage sind. Sie warten auf diesen Befreier, dem allein es möglich ist, die Agenten, die Feinde, die mit allen Mittel die Matrix verteidigen und schützen, zu besiegen.
Die Gruppe wird von Morpheus angeführt. Er ist derjenige, der den Erlöser finden soll. Zu den Mitgliedern zählen außerdem noch Trinity, die zwei Brüder Tank und Dozzer, Cypher, Apok, Mouse und Switch. Alle haben in diesem Team ihre Aufgaben zu erfüllen. Sie leben auf einem Schiff in der realen Welt. Sie sind sich ihrer Existenz und der Existenz der Matrix bewusst. Ihnen ist es auch möglich, in diese einzutreten, sie benutzen dafür Telefonleitungen. Sie wissen, dass die Matrix, die suggerierte Wirklichkeit, nur aus Codes besteht. Also nur ein Computerprogramm ist. Die Empfindungen, die die Menschen haben, werden durch elektrische Signale ausgelöst werden.
Aus dieser Welt holen sie Neo, den sie für den Erlöser halten. Sie klären ihn über die Tatsachen auf, bieten ihm jedoch eine Pille an, durch die er alles wieder vergessen wird und in der Matrix weiterleben kann, wie er es bisher getan hat. Neo entscheidet sich jedoch dafür, die reale Welt kennen zu lernen, also für die Wahrheit.
Nachdem er sich mit seinem neuen Leben abgefunden hat und die Wahrheit akzeptiert hat, kommt es zu einem erbitterten Kampf gegen die Agenten und erst am Ende erweist sich Morpheus´ Voraussage, dass Neo der Erlöser ist, als richtig. Ihm gelingt es die Maschinen zu besiegen. Das Ende, also wie es jetzt mit der Menschheit weitergeht, bleibt allerdings offen und der Fantasie des Zuschauers überlassen.

Cypher
In dem Konflikt mit den Agenten spielt Cypher, der zu der Gruppe um Morpheus gehört, eine wichtige Rolle. Ihn gilt es nun als Persönlichkeit genauer zu betrachten und sein Verhalten innerhalb der Gruppe und des Konflikts zu erklären. Cypher gerät in einen großen Kampf mit sich selbst und mit seinen alten Kameraden, weil er mit seinem Wissen nicht umgehen kann. Ihm wäre es lieber, nie etwas von der wahren Welt erfahren zuhaben.
Cypher ist ein großer, kräftiger Mann. Er trägt Glatze und Bart und kleidet sich einfach, in Jeans und T-Shirt. Cypher wirkt von Anfang an eher kalt und abweisend. Er ist sehr ruhig und zurückhaltend, gerade Neo gegenüber. Sein Verhalten und die Art, wie er sich gibt, erweckt beim Zuschauer sofort Antipathie. Von Anfang an ahnt man, dass mit Cypher etwas nicht stimmt und dass er das Projekt der Gruppe gefährden könnte. Denn in seinem Verhalten und seinen Aussagen ist er eher trocken und ironisch, er wirkt nicht so engagiert wie die anderen im Kampf, um die Menschheit zu befreien. Das Gegenteil ist sogar der Fall, er wirkt eher teilnahmslos.
Cypher ist innerhalb des Teams für die Technik und die Computer zuständig. Er sitzt vor den Computern und beobachtet das Leben in der Matrix. Er sieht sich diese nur codiert an, doch das stört ihn nicht im Geringsten, denn für ihn existieren die Codes schon lange nicht mehr. Er sieht sie nicht, er sieht die Matrix, die Welt und die Menschen, die darin leben.
Auf Neo reagiert er zurückhaltend. Er lässt ihn nicht an sich heran und es wird schnell klar, dass er ihn nicht für den Erlöser, sondern für einen Hochstapler hält.
Er ist es, der darauf besteht, schnellstmöglich mit Neo zum Orakel zu gehen, um zu wissen, ob er wirklich der Erlöser ist. Für ihn ist Neo keine besondere Person, er ist für ihn ein Mensch wie jeder andere, auch wenn die anderen aus dem Team das anders sehen. Trotz seiner Sonderstellung in Bezug auf Neo verbirgt er seine Meinung nicht vor den anderen. Während das Team mit Neo trainiert und ihn für den Kampf gegen die Maschinen vorbereiten, reagiert er auf Fehlschläge, beispielsweise als Neo den Sprung von einem Hochhaus zum anderen nicht schafft, sehr trocken und sein einziger Kommentar dazu lautet: “Beim ersten Mal fallen sie alle.“
Schnell wird aber auch klar, worin diese Ablehnung gegen Neo begründet liegt. Cypher ist offensichtlich in Trinity verliebt und diese scheint sich seit der Ankunft Neos nur noch um diesen zu kümmern und um nichts anderes mehr. Sie bringt ihm Essen und sagt ganz klar, dass sie von Neo und seinen Fähigkeiten überzeugt ist. Das Verhalten Cyphers wird also auch von Eifersucht mitbestimmt.
Cypher macht besonders Trinity deutlich, dass er Neo nicht für den Erlöser hält.
Genau wie er Trinity seine Einstellung zu Neo deutlich macht, lässt er auch Neo selbst spüren, dass er ihn nicht mag. Er gibt ihm zu verstehen, dass er ihn nicht für den Auserwählten hält. Er rät ihm, sich gegenüber den Agenten genau wie alle anderen zu verhalten, er soll weglaufen, denn auch Neo kann, seiner Meinung nach, nichts gegen diese ausrichten. In einem Gespräch zwischen den beiden macht Cypher Neo Angst vor seiner Aufgabe. Kann er wirklich allein die Menschheit befreien? Kann er allein den Krieg beenden und die Freiheit zurück bringen? Das scheint für Cypher sehr unwahrscheinlich zu sein. Er spricht ihn also direkt auf seine Rolle als Erretter an, für den er von den anderen gehalten wird. Er macht ihm klar, dass die anderen von ihm erwarten, die Welt und die Menschen zu retten und von der Herrschaft der Maschinen zu befreien.
Schon sehr früh wird auch Cyphers allgemeine Haltung zur Matrix und zur realen Welt deutlich. Im Gespräch mit Neo äußert er sich wie folgt: Er unterstellt zu wissen, dass Neo sich insgeheim dafür hasst sich für die Wahrheit und die Realität entschieden zu haben. Es lässt sich unschwer erkenne, dass es ihm so geht und er seine Gefühle auf Neo projiziert. Er unterstellt dieses Verhalten  Neo, doch die Art und Weise, wie er dies tut, lassen es durchaus zu, dies auf seine eigene Persönlichkeit zu übertragen. Könnte er sich nochmals entscheiden, würde er definitiv ein Leben in der Matrix dem Leben in der Realität vorziehen.
Bestätigt wird diese erste Vorahnung in einem Gespräch mit einem Agenten. Cypher trifft sich mit Agent Smith, um mit diesem einen Deal abzuschließen. Er will wieder in die Matrix “eingespeist” werden und ist dafür bereit, Morpheus zu verraten und ihn den Agenten auszuliefern. Das Ziel der Agenten ist es, die Zugangsdaten für den Großrechner von Zion zu erfahren. Zion ist der letzte Ort, am dem Menschen in der realen Welt leben. Die Agenten wollen auch über die letzten Menschen Macht gewinnen und haben so großes Interesse an den Zugangsdaten, denn der Großrechner ist der einzige Schutz vor den Agenten. Cypher kennt die Zugangsdaten jedoch nicht und kann dem Agenten nur anbieten, ihm Morpheus auszuliefern. Im Gegenzug verlangt er von den Agenten, ein reicher und berühmter Mann in der Matrix zu sein, der von der realen Welt keine Ahnung hat und, genau wie die anderen Menschen, ein unwissendes Leben zu führen. Er will alles vergessen.  Für ihn ist Unwissenheit ein Segen. Die Wahrheit stellt für ihn eine große Last dar, mit der er nicht leben will. Er erhofft sich ein einfacheres Leben, ohne den Kampf gegen die Agenten und die Maschinen. Smith lässt sich auf den Deal ein. Er verspricht Cypher, dass er alles wieder vergessen wird.
Cypher ist fest entschlossen, seinen Plan durchzuführen. Er will den Agenten helfen, Morpheus in ihre Gewalt zu bringen.
Morpheus will Neo jetzt zu Orakel in die Matrix bringen. Die anderen Mitglieder der Gruppe, außer Tank und Dozzer, begleiten sie. Sie sollen den Ausgang, der wieder zurück in die Wirklichkeit führt, bewachen. Cypher nutzt diese Gelegenheit, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Gleich nach der Ankunft wirft er sein Handy in einen Mülleimer direkt bei dem Haus, in dem sich der Ausstieg befindet. Durch das Telefon ist es den Agenten möglich, die Gruppe zu orten. Nachdem Neo beim Orakel war und dieses ihm sein Schicksal prophezeit hat, wollen sie die Matrix wieder verlassen. Auf dem Weg zum Telefon, dem Ausgang aus der Matrix, hat Neo ein merkwürdiges Erlebnis. Er sieht eine Katze, die zweimal die gleichen Bewegungen macht. Als er dies wie beiläufig erwähnt, geraten die anderen in Panik, denn das bedeutet, dass eine Änderung in der Matrix vorgenommen wurde. Auch Tank, der in der realen Welt am Computer die Matrix beobachtet, entdeckt die Veränderung.  Der Fluchtweg wurde der Gruppe abgeschnitten, die Telefonleitung ist durchtrennt und die Agenten wissen, wo sich die Gruppe aufhält. Sie sitzen in der Falle. Er leitet jetzt die Gruppe bei deren Flucht vor den Agenten. Als die Agenten schon gefährlich nahe sind verstecken sie sich in der Wasserleitung des Hauses und führen so die Agenten in die Irre. Für diese ist es unmöglich die Gruppe ausfindig zu machen. Doch Cypher verrät die Gruppe, indem  er laut hustet. Den Agenten ist nun klar, wo sich die Gruppe versteckt hält. Sie reißen die Wand auf. Morpheus stellt sich den Agenten zum Kampf, um Neo die Flucht zu ermöglichen. Auch Cypher selbst flieht.
Trinity bringt Neo zu einem anderen Ausgang, von dem aus Tank, wie dieser Trinity sagt schon Cypher zurückgeholt hat. Trinity ist verwundert, denn eigentlich hätte Cypher von den Agenten gefasst werden müssen. Da er aber einen Pakt mit diese hat, haben sie ihn verschont, was Trinity zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wissen kann. In der realen Welt angekommen erschießt Cypher Tank und Dozzer. Er ist festentschlossen sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Als Trinity, Neo, Switch und Apok geholt werden wollen sind sie erstaunt, dass sich Cypher statt Tank meldet. Trinity hat sofort ein ungutes Gefühl. Sie ahnt, dass er Tank ermordet hat. Sie bittet ihn sie zurückzuholen. Doch Cypher will das nicht. Er gibt Trinity sein Innerstes preis. Er gesteht ihr seine Liebe und wie er über Neo und die Wirklichkeit denkt. Er gibt zu Morpheus verraten zu haben. Es wird deutlich, dass Cypher einen regelrechten Hass gegen Morpheus entwickelt hat. Er hält ihn für einen Lügner. Er will ihn am liebsten selbst sterben sehen, damit er weiß, wer ihn verraten hat. Man bekommt fast den Eindruck, dass er stolz auf seine Tat ist. Für ihn stellt die reale Welt keine Freiheit dar. Er fühlt sich in ihr belastet und unfrei. Er will in die Matrix zurück. Für ihn ist die Matrix realer, als die Wirklichkeit. Trinity versucht ihm klar zu machen, dass das was er vor hat nicht möglich ist. Er kann nicht einfach zurück in die Matrix und alles vergessen. Doch Cypher erzählt ihr darauf von seinem Deal mit den Agenten, die ihn wieder an das System anschließen werden und er so alles vergessen kann.
Cypher hat jetzt eine große Macht. Er kann die anderen einfach töten, indem er die Stecker in der realen Welt zieht. Er will von Trinity ernst genommen werden und demonstriert seine Macht indem er Apok und Switch umbringt. Er will auch Neo töten. Damit will er Trinity beweisen, dass er nicht der Auserwählte ist. Denn wenn er der Erlöser wäre könnte er nicht so einfach getötet werden, es müsste etwas geschehen, dass ihn daran hindern würde. Er fragt Trinity noch ein letztes Mal, ob sie an Neo glaubt und sie antwortet, sich ihrer Sache sicher, mit ja. Cypher ist außer sich, doch im letzten Moment, bevor er Neos Stecker ziehen kann, wacht Tank, von dem man geglaubt hat, dass er tot ist auf und erschießt Cypher. Trinity und Neo können nun zurück in die reale Welt.
Neo kennt jetzt nur noch einen Gedanken, er will Morpheus aus der Gewalt der Feinde befreien, denn Das Orakle hat ihm, gegen die Meinung der anderen prophezeit, dass er nicht der Erlöser ist. Außerdem hat das Orakle ihm gesagt, dass entweder er oder Morpheus sterben werden, weil Morpheus seine festen Glauben an ihn nicht aufgeben wird und alles versuchen wird, um ihn vor den Maschinen zu schützen. Morpheus muss viele Qualen über sich ergehen lassen, die Agenten versuchen in sein Gehirn zu gelangen, um so die Daten zu erfahren. In  einem erbitterten Kampf gelingt es Neo schließlich die Agenten zu besiegen. Entgegen der Prophezeiung des Orakels ist er doch der Auserwählte. Bis zum Schluss hat Neo selbst nicht an sich geglaubt.
Der versuchte Verrat von Cypher ist also fehlgeschlagen, weil der Rest der Gruppe zusammengehalten hat und fest an den Erlöser geglaubt hat. Auch Neo war die Sache immer wichtiger geworden, auch wenn er selbst nicht an sich als Erlöser geglaubt hat.
Cypher stellt im Film eine Person dar, die mit der Wahrheit bzw. der Erkenntnis nicht umgehen kann. Sie belastet ihn und als letzte Konsequenz bleibt für ihn nur wieder zurück in die Matrix zu kommen und alles zu vergessen. Die reale Welt ist das komplette Gegenteil zur Matrix. In der Realität sieht es düster aus, das Sonnenlicht fehlt. Für Cypher ist die Versuchung zu groß wieder in die Matrix zurückzukehren. Das ist aber nur möglich, wenn er sich auf die Agenten einlässt und ihnen Morpheus ausliefert. Doch er ist so verzweifelt, dass es ihm egal ist, ob er seine Kameraden verrät. Er steht nicht mehr hinter der gemeinsamen Sache, die Menschheit aus der Gefangenschaft der Maschinen und der Sklaverei zu befreien. Für ihn stellt die irreale Welt, die Matrix die Realität dar. Von der wirklichen Welt ist er schockiert. Die Matrix ist für ihn realer als die Realität.
Er kann nicht mit der Wahrheit umgehen und will in die Matrix flüchten. Dass er dabei eigentlich seine Freiheit aufgibt, ist ihm egal oder vielleicht auch einfach nicht wirklich bewusst. Er spürt in der Matrix nicht, dass er gefangen ist und möchte lieber in Unwissenheit leben. Unwissenheit ist für ihn ein Segen und diesen, den er verloren hat möchte er wider finden.
Das Leben in der Matrix scheint für ihn leichter zu sein. Doch muss er sich bewusst sein, dass er dadurch unfrei wird. Er begibt sich freiwillig in die Herrschaft der Maschinen. Sein Verstand wird von diesen gefangen und er ist nicht mehr in der Lage frei über sich entscheiden zu können, freie Entscheidungen werden ihm nur suggeriert, wie alle Empfindungen in der Matrix nur elektrische Signale sind, die vom Verstand interpretiert werden.
Für ihn ist real, was sein Verstand produziert, doch in der Matrix ist sein Verstand eingeschränkt. Die Maschinen übernehmen das Denken für die Menschen.
Für Cypher wirkt das, was er zuvor in der Matrix erlebt hat realer. Es bildet für ihn das wirkliche Leben ab. Er ist in der Matrix aufgewachsen und war von der Wirklichkeit, der Öde und Dunkelheit schockiert. Die Matrix bietet für ihn trotz Gefangenschaft mehr Möglichkeiten. Doch müsste er sich überlegen, was sich durch Neo ändern könnte. Könnte es nicht sein, dass auch die Matrix noch nicht perfekt ist. Und sollte es wirklich Ziel sein seine Freiheit, die man nun einmal erlangt hat wieder abzugeben. Cypher erkennt seine Freiheit nicht an. Er ist den Menschen in der Matrix eigentlich um einiges voraus. Er kennt sein Schicksal und er lebt in Freiheit. Er ist Herr über seinen Verstand und  wird nicht mehr kontrolliert. Er will sich aber freiwillig wieder dieser Kontrolle unterwerfen. Dass das die Aufgabe seiner Freiheit bedeutet ist für ihn nebensächlich. Wirklich frei, so denkt er kann er nur in der Matrix sein, doch das ist ein Trugschluss.
Cypher repräsentiert einen großen Teil der Menschheit. Viele Menschen hätten sich eher für die Matrix, als für die Realität entschieden. Ihnen ist ihre Unfreiheit in der Matrix nicht bewusst und sie führen dort ein gutes Leben. Sie wollen dieses nicht riskieren und einfach wegwerfen. Sie könne  sich nicht vorstellen, dass es eine Welt hinter ihrer Welt gibt. Dass sie die ganze Zeit unfrei waren können sie nicht akzeptieren, denn das würde ihr ganzes bisheriges Leben verneinen und in Frage stellen. Man muss sich aber bewusst sein, dass man sich mit der Entscheidung gegen die Realität und für die Matrix, für die Unwahrheit entscheidet. Man riskiert dafür die Erkenntnis und die Wahrheit, die vielleicht schwerer zutragen wäre, aber doch wenigstens echt ist!

Platon und der Konstruktivismus

Der Film Matrix hat also einen tieferen philosophischen Sinn. Es wird unterstellt, dass die Menschen von Maschinen beherrscht werden und somit nicht frei sind. Ihr Gesichtskreis ist auf die Matrix, das Computerprogramm eingeschränkt. Im Film wird den Menschen eine illusionäre Welt suggeriert. Nachdem die Menschen den Kampf gegen die Maschinen verloren haben leben sie unbewusst in einer Gefangenschaft, in der ihr Handeln und ihr Denken kontrolliert wird und eingeschränkt ist. Die Matrix ist programmiert worden, um die Menschen bei Laune zu halten und um sie unter ständige Kontrolle zu bringen. Die Menschen pflanzen sich auch nicht mehr selbstständig fort, sie werden von den Maschinen auf Feldern gezüchtet.
Der Film unterstellt, dass der Verstand der Menschen gefangen ist. Für die Menschen scheint die Matrix Realität zu sein, denn erst im Kopf wird alles real. Auch wenn die Menschen in der Matrix sterben, sterben sie auch im wirklichen Leben, weil der Körper ohne den Geist nicht existieren und überleben kann. Der Verstand interpretiert die elektrischen Signale der Matrix als Gefühle. Die Menschen glauben zu leben, doch in Wirklichkeit sind sie unfrei.
Die Matrix ist für die Menschen allgegenwärtig, sie umgibt sie jeden Tag und wird so real. Doch eigentlich ist ihr Verstand gefangen, und die Menschen sind nur Sklaven. Zweck der Matrix ist es die Menschen durch diese Scheinwelt abzulenken.

Platon Biografie 

Platon lebte um 428 bis circa 347 v. Chr. in Athen. Er war ein griechischer Philosoph und ist als wichtigster Vertreter der Abendländischen Philosophie zu nennen.
Platon wurde in eine wohlhabende Aristokratenfamilie geboren. Sein Vater Ariston verstarb früh und seine Mutter Periktione heiratete Pyrilampes.
Bevor Platon Schüler des Sokrates wurde und sich völlig der Philosophie verschrieb, beschäftigte er sich viel mit Politik und war als Gedichtschreiber bekannt. Er war von dem Denkprozess der Dialektik überzeugt und schließt sich so den Lehren seines Lehrers an. Dialektik bedeutet, dass ein Denkprozess stufenweise entwickelt wird. Man setzt einer These eine Antithese entgegen und entwickelt aus diesem Gegensatz eine Synthese. Als Sokrates hingerichtet wurde und Platon sich auf dessen Seite schlug, musste er im Jahr 399 v. Chr. auf eine Reise flüchten, weil er Angst haben musste verfolgt zu werden.
Zurück in Athen gründete er 378 v. Chr. eine Akademie, in der unter anderem die Fächer Astrologie, Mathematik, Politik, Biologie und Philosophie unterrichtet wurden. Einer seiner bekanntesten Schüler wurde Aristoteles. Die Akademie blieb bis circa 529 n. Chr. bestehen, als sie von dem byzantinischen Kaiser Justian dem ersten geschlossen wurde. Dieser war ein Gegner der eher heidnischen Lehren Platons.
Platon bleibt beim Schreiben seiner Lehren einem einheitlichen Stil treu. Er schreibt seine Gedanken in Dialog- oder Briefform auf. Zwei oder mehrere Personen diskutieren über ein bestimmtes Thema. In seinen frühen Werken war meist Sokrates einer dieser Personen. Sokrates als Person findet man in den späteren Werken aber immer seltener, doch der Aufbau seiner Untersuchungen bleibt immer gleich. Sokrates (bzw. eine andere Person) wendet sich in seinem Wissensdrang an andere Menschen, die vorgeben große Weisheit zu besitzen. Er fragt sie solange nach Erklärungen, bis diese selbst einsehen müssen, dass sie nicht genug wissen, um Sokrates zu belehren. So steht am Ende immer Sokrates als der Klügere von beiden dar, denn er ist sich wenigstens darüber im Klaren, dass er nichts weiß. Und zu erkennen, dass man nichts weiß stellt den Beginn der Weisheit dar. Diese Form der Dialoge werden auch als sokratische Dialoge bezeichnet. Es ist so, dass Platon zunächst die Gedanken Sokrates´ in seinen Werken wiedergibt. Mit der Zeit aber löste er sich von diesem. Er schrieb zwar immer noch aus der Sicht von Sokrates, legte ihm jetzt jedoch seine Meinung in den Mund. Platon erkannte zwar die Arbeiten seines früheren Lehrers an, jedoch entwickelt er mit der Zeit seine eigenen Ideen. Damit verwirklicht er die Lehre von Sokrates, dass jeder Mensch selbstständig handeln und denken soll.
Platon stirbt im Alter von circa 81 Jahren als einer der größten Philosophen.
In seiner Ideenlehre teilt Platon die Wirklichkeit in zwei Bereiche auf: Den erkennbaren Bereich, der die vollkommenen, ewigen, unveränderlichen und unsichtbaren Ideen enthält. Der Begriff Idee bezeichnet bei Platon also etwas Höheres. Er meint damit die höchste Wahrheit. Die Ideen stellen sogenannte Urbilder dar. Dieser Bereich beinhaltet also die Richtlinien und Ideale. Er umfasst alle Dinge, die mit dem Geist erfasst werden können und nicht von den Sinnen wahrgenommen werden. Der Bereich, die Ideen und Formen, sind nicht an Raum und Zeit gebunden. Die Ideale in diesem Bereich stellen so zu sagen eine Ordnung dar.
Der zweite Bereich ist der des Sinnes, der so genannte Sinnbereich. Dieser beinhaltet alle Dinge, die den Sinnen zugänglich sind. Dieser ist an Raum und Zeit gebunden. Die Dinge sind für ihn unvollkommen und bilden nur die Schatten der Ideen und Ideale ab.
Er unterstellt also, dass neben der physischen Welt, eine Welt der Ideen existiert. Diese Welt zu erkennen und zu erreichen ist für ihn das höchste Ziel der Menschheit. Das Erkennen dieser Welt ist grundsätzlich möglich. Die Erkenntnis, die nur auf Sinneswahrnehmungen beruht kann also nach seiner Lehre, nämlich, dass diese Dinge nur unvollkommene Abbilder sind, nur vage und unbeständig sein.
Platon unterstellt demnach in seiner Ideenlehre, dass alle Dinge auf der Welt zu allgemeinen Ideen gehören. Diese Ideen sind unveränderlich und ewig. Sie sind den physischen Dingen übergeordnet. Diese Ideen und Formen werden in einer anderen Welt beschrieben, der Welt der Ideen und Formen, welche sich von der Erscheinungswelt unterscheidet. Diese Ideen entsprechen der wirklichen Wirklichkeit. Und diese wirkliche Wirklichkeit kann nur von der Vernunft erkannt werden.
Platons Ideenlehre kann an Hand einiger Beispiele aus der Mathematik begriffen und erklärt werden. Als Beispiel soll ein Kreis dienen. Ein Kreis ist nach Platon ein Kreis, weil er sich auf das Modell, die Idee des Kreisförmigen bezieht. Der allgemeine Kreis setzt sich aus mehreren Punkten zusammen, die zu einer Ebene gehören und von einem festen Punkt gleich weit entfernt liegen. Eine solche Figur hat noch kein Mensch gesehen und es wird auch kein Menschen je diesen Anblick erreichen. Dies ist den Menschen nicht möglich.
Der Mensch sieht in der physischen Welt nur Abbilder dieser allgemeinen Idee. Diese Abbildungen sind Zeichnungen, die der Idee, dem idealen Kreis, entsprechen. Mathematiker können einen Kreis zeichnen. Jedoch sind die Punkte, aus denen der Kreis besteht nur logische Punkte, keine räumlichen Punkte.
Der ideale Kreis, die Idee des Ganzen kann also niemals gesehen werde. Jedoch ist es gelungen einen Kreis zu definieren. Das bedeutet wiederum, dass wir Menschen wisse, was ein Kreis ist, nur den idealen Kreis werden wir nicht sehen und nicht darstellen können. Platon schließt daraus, dass die Idee des Kreises existiert, jedoch dieses Ideal, diese Idee in Raum und Zeit nicht abgebildet werden kann. Die Idee kann physisch nicht ausgedrückt werden.
Aber die eben beschriebene Ideenlehre Platons ist nicht auf die Mathematik als Gebiet beschränkt. So kann man diese Lehre auch auf den Menschen beziehen. Der Körper entspricht dem physischen Teil und die Seele der Idee.
Die Ideenlehre ist auf alle Arbeiten Platons beziehbar und bildet somit die Basis der Lehren Platons. Wichtig wird die Ideenlehre in der Staatstheorie Platons. Platon erklärt mit der Ideenlehre das Wort Gerechtigkeit. Auch hier ist es wieder so, dass das Wort Gerechtigkeit auf viele Vorgänge bezogen werden kann. Jedoch haben diese Vorgänge alle eins gemeinsam, sie können auf diesen Begriff zurückgeführt werden. Alle basieren auf der allgemeinen Idee, der Gerechtigkeit. Indem man diese Vorgänge des Physische auf einen allgemeinen Begriff zurückgeführt hat, hat man die Idee hinter den weltlichen Dingen verstanden. Alle weltlichen Dinge sind also laut Platon von solche Ideen abzuleiten.
Innerhalb seiner Ideenlehre ist die höchste Idee, die Idee des Guten. Sie steht über allen anderen Ideen. In ihr vereinen sich Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit.
Seine Ideenlehre soll es ermöglichen den Sinn hinter den Dingen zu erfahren. Sie soll helfen zu erklären warum etwas so ist, wie es ist. Sie soll zeigen, wie man etwas erkennen kann.
Abschließend kann man die Ideenlehre nochmals an Platons Meinung von Kunst erklären. Platon verachtet die Kunst. Angenommen ein Maler zeichnet eine Blume, so bildet er nur eine Blume ab, die in der physischen Welt existiert. Da für Platon aber schon diese Blume nur ein Abbild der Idee der Blume ist, befindet sich der Künstler zwei Stufen entfernt von der Erkenntnis.
Anhand der Ideenlehre ist Platons Vorstellung von Wirklichkeit schon sehr gut zum Ausdruck gekommen. Platon sieht die physische Welt nur als ein Abbild der Wirklichkeit, der Ideen. Auf diese Ideenlehre bezieht sich auch die Erkenntnistheorie Platons, die nun, gerade in Hinblick auf sein Höhlengleichnis, genauer betrachtet werden soll. Das Höhlengleichnis stellt den Sachverhalt, der in der Ideenlehre beschrieben wurde nochmals symbolisch dar und soll deswegen genauer erläutert werden.
Die Erkenntnistheorie beschreibt Platon vor allem in seinem Werk Politeia. Einmal in dem Bild der geteilten Linien, das nur kurz beschrieben werden soll, und in seinem Höhlengleichnis.

Das Höhlengleichnis

Im Höhlengleichnis zeigt Platon sein Menschenbild auf.  Das Höhlengleichnis soll die Gefangenschaft und die Beschränktheit der Menschen symbolisieren. Die Menschen sitzen angekettet in einer Höhle. Ihre Köpfe können sie nur nach vorne richten, alle anderen Sichtweisen bleiben außerhalb ihres Blickfeldes. Ihnen wird eine Scheinwelt suggeriert. An der Höhlenwand werden im Schein des Feuers Bilder der Wirklichkeit gezeigt. Sie sehen also nur die Schatten der Wirklichkeit, aber nicht die Wirklichkeit selbst. Platon spielt nun den Fall durch, was passieren würde, wenn man einen der gefangenen Menschen aus der Gefangenschaft befreien würde und ihm an das Ende der Höhle zu dem Licht führen würde. Er würde zunächst nichts erkennen, denn er wäre von dem Licht der Sonnen so geblendet. Wenn man ihn jetzt fragen würde, was er für realer halte, würde er sagen, dass das, was er sein Leben lang in der Höhle gesehen hat wirklicher ist. Er würde wieder zurück in die Höhle zu den anderen wollen und sein Leben dort in der Gefangenschaft leben wollen. Die alten Dinge zu sehen würde ihm leichter fallen. Wenn man ihn jetzt aber zwingen würde in die Sonne zu schauen, dann würde das viele Schmerzen bedeuten. Und erst nach einer Zeit der Gewöhnung und nach großer Mühe, würde er die Wirklichkeit sehen und seinen einstigen Irrtum erkennen. Er würde jetzt sein Leben nicht mehr in der Höhle fortsetzen wollen. Denn er hat jetzt die Wirklichkeit, die Wahrheit gesehen.
Was würde wohl passieren, wenn er sich jetzt zurück in die Höhle begeben würde? Er würde den anderen Menschen von seinem Erlebnis und seiner Erkenntnis berichten und er würde versuchen wollen sie aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Ihm würde es jetzt natürlich schwer fallen sich in der alten Welt wieder zurecht zu finden und die anderen würden ihn so nicht ernst nehmen. Er würde ihnen erklären, dass sie nicht die wahre Welt sehen, sondern nur Abbildungen derer. Sie müssten sich nur befreien, um die Wahrheit und die Erkenntnis zu erlangen. Doch er könnte die anderen nicht dazu bewegen sich aus der Gefangenschaft und der Unwirklichkeit zu befreien. Sie würden, das was sie bis jetzt gesehen haben für real halten. Die Menschen wären von ihrer Meinung so überzeugt, dass sie sogar in der Lage wären ihren „Befreier“ umzubringen. Sie würden ihm keine Glauben schenken.
Platon beschreibt, dass es schwierig sein würde zu dieser Wahrheit zu kommen. Damit wären viele Schmerzen verbunden und es würde eine Zeit der Gewöhnung bedürfen, bis man die Wirklichkeit erkennen kann. Dem der zu der Erkenntnis gelangt ist wird es nicht möglich sein die anderen Menschen zu überzeugen sich von den Fesseln zu lösen. Sie werden ihn für verrückt halten. Nur wenigen wird es gelingen sich aus der Gefangenschaft zu befreien. Nur wenige werden den Mut und die Kraft dazu aufbringen, denn es ist keine leichte Aufgabe vor die Platon die Menschen stellt. Sie müssen alles aufgeben, was sie bis jetzt gesehen und erlebt haben und an das sie gewöhnt waren. Es wird nur besonderen Menschen gelingen. Die meisten werden in der physischen irrealen Welt bleiben ohne je die Wirklichkeit gesehen zu haben, sie werden sich mit der Scheinwelt zufrieden geben, die nur die Schatten der Wirklichkeit zeigt.
Diejenigen, die aber die Wirklichkeit gesehen haben werden sich nicht mehr zurück in die Gefangenschaft begeben, sie würden sich in der Realität lieber einem anderen unterstellen, als gefangen in der irrealen Welt zu sein, in der sie nur die Schatten sehen können.
Platon sieht die Höhle also als Gleichnis für die physische Welt. Das Licht des Feuers stellt einen Ersatz für das Sonnenlicht dar. Aber nur das Sonnenlicht kann die Ideen erhellen, das Feuer vermag dies nicht und so sehen die Menschen nur Schatten der wirklichen Welt. Die Sonne stellt also die höchste Idee, die des Guten dar. Sie erhellt alles und macht die anderen Ideen, die Wirklichkeit sichtbar.
Die Menschen leben in dieser Höhle ein beschränktes Leben, denn sie sind angekettet und ihr Sichtkreis ist beschränkt. Sie sind nicht bemüht die Erkenntnis zu erlangen und die Ideen hinter den Dingen zu erfahren, sie geben sich mit dieser Scheinwelt zufrieden. Sie bemerken nicht den Betrug, dem sie unterliegen. Ihnen fällt nicht auf, dass sie nur die Schatten der Wirklichkeit sehen. Sie sind an diese Scheinwelt gewöhnt. Nur besonderen Menschen, den Philosophen und Königen kann es gelingen aus dieser Welt auszubrechen und die Erkenntnis zu erlangen. Für Platon ist es aber das höchste Ziel Weisheit zu erreichen und dies soll das höchste Ziel der Erziehung sein. Jedoch ist dieses hohe Ziel der Weisheit nicht für jeden bestimmt. So wird es den anderen Menschen wahrscheinlich nie gelingen sich zu befreien und die Wirklichkeit zu sehen. Auch werden die Philosophen die Menschen nicht zur Erkenntnis bewegen können und sie von dem Irrtum überzeugen können, dem sie unterliegen. Denn der Weg zur Wahrheit ist kein leichter, er bedeutet Umstellung auf etwas Neues. Auch der Mensch, der sich befreit ist zunächst vom Sonnenlicht geblendet und muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen.

Platon und “Die Matrix”

Es lassen sich in Platons Höhlengleichnis einige Parallelen zum Film Matrix wiedererkennen. Erstens entwirft der Film auch eine Vorstellung von Wirklichkeit. Wie bei Platon sind die Menschen gefangen. Im Film werden sie von Maschinen beherrscht. Den Menschen ist diese Gefangenschaft, also das Leben in einer Scheinwelt nicht bewusst. Sie hinterfragen ihre Welt nicht. Sie leben nur in der Matrix, einem Computerprogramm, das sie bei Laune halten soll. Die Gefangenschaft gibt es bei Platon nicht in der Form, dass die Menschen von anderen beherrscht werden. Doch in gewisser Weise sind sie in ihrer physischen Welt der Höhle gefangen. Wie die Menschen in der Matrix sehen  sie nur eine Scheinwelt und nicht die Realität, nicht die Wirklichkeit. Sie sind in ihrem Gesichtsfeld eingeschränkt können ihre Köpfe nur nach vorne halten und nicht zu den Seiten oder nach hinten wenden. In der Matrix bekommen die Menschen auch nur etwas vorgesetzt, dass sie nur scheinbar mitbestimmen können. Den Maschinen ist es aber jeder Zeit möglich in die Matrix einzugreifen und Änderungen vorzunehmen. Die Menschen werden von ihnen kontrolliert. Um die Kontrolle zu erleichtern setzen sie den Menschen eine Scheinwelt vor.
Auch in der Matrix gibt es eine kleine Gruppe von Menschen, die sich ihrer Situation und ihrer Existenz und auch der Realität bewusst ist. Bei Platon sind das Philosophen und Könige, die zur Erkenntnis gelangt sind.
Aber nicht nur situativ, sondern auch bildlich, finden sich in den Geschichten Ähnlichkeiten.  Die Hauptfigur Neo ist in gewisser Weise mit dem Menschen gleich zusetzen, der aus der Höhle aus der Höhle befreit wird und dessen Fessel gelöst werden. Neo erlangt durch Morpheus in die reale Welt, er verlässt die Matrix, die Scheinwelt. Er wird von der Herrschaft der Maschinen befreit und sein Verstand, der vorher von den Maschinen gefesselt war ist jetzt frei. Im ersten Moment ist er, wie auch die Person, die die Höhle verlässt geblendet. Die Erkenntnis ist so stark und so hell, dass beide die Augen zusammenkneifen müssen, bis sie endgültig die Wahrheit sehen können. Im Höhlengleichnis blendet die Sonne, die dann aber, nach einer Zeit der Gewöhnung, die wirklichen Dingen, die Ideen erhellt. Auch Neo gewöhnt sich an die  Wirklichkeit.
Eine weitere Parallele lässt sich zwischen Film und dem Höhlengleichnis problemlos ziehen. Neo kommt in die wirkliche Welt. Seine erste Reaktion auf diese triste, düstere und dunkle Welt ist, dass er die Matrix für realer hält. Er glaubt zunächst nicht, dass das die Wirklichkeit darstellen soll. Er ist so sehr an das alte Bild der Matrix gewöhnt, dass es ihm schwer fällt sich von diesem Bild zu lösen und das neue als Wahrheit anzunehmen.
Auch im Höhlengleichnis sagt Platon von den anderen Menschen, dass diese sich nicht befreien lassen werden, weil sie  das, was sie schon ihr Leben lang gesehen haben für realer halten werde, als das Neue, was ihnen der Ausgebrochene zeigen will. Das Alte, das Bekannte und das Gewohnte wirkt auf sie zunächst realer als die Wirklichkeit. Sie geben sich mit den Schatten zufrieden und können die Wahrheit nicht als Wirklichkeit annehmen.
Auch der Mensch, der aus der Höhle befreit wird hält zunächst die alten Bilder für realer und will wieder zurück in die Höhle.
Des weiteren ist die Reaktion Cyphers als eine Gemeinsamkeit zu nennen. Cypher ist befreit. Er kennt die Matrix und die Wirklichkeit. Doch er kann mit seinem Wissen nicht umgehen. Er will wieder zurück in die Matrix. Dafür verrät er sogar Morpheus und stellt so dessen ganzes Projekt in Frage. Er stellt in Frage, ob es wirklich gut ist die Menschen aus der Matrix zu befreien. Er ist der Meinung in der Scheinwelt, der Matrix ein besseres Leben als in der Realität führen zu können.
Indem er Morpheus verrät gefährdet er diesen und die anderen Mitglieder der Gruppe. Ihm ist das egal, er schreitet über deren Schicksal einfach so hinweg. Für ihn ist die Wirklichkeit unbegreifbar, von Anfang an hätte er sich lieber für die andere Pille entscheiden sollen, durch die er alles wieder vergessen hätte.
Wie Platon auch geht der Film davon aus, dass es nur manchen möglich ist diese Erkenntnis zu erlangen und mit dieser umgehen zu können. Bei Platon sind das die Philosophen, die mit Verstand zur Erkenntnis gelangen.
Cypher stellt die Art von Mensch dar, die zur Erkenntnis gelangt ist, aber vor den Schmerzen zurückgeschreckt. Er hält das, was er zuvor gesehen hat für realer und flüchtet wieder in die Höhle bzw. die Matrix. Ob das so ohne Weiteres möglich ist, ist fraglich. Im Film dürfte das für die Agenten kein Problem darstellen, denn sie können jeder Zeit die Matrix so gestalten, wie sie es wollen. Sie können Cypher wieder an das System anschließen und ihn so wieder unter die Kontrolle der Maschinen bringen. Sein Verstand wird wieder gefangen genommen und kontrolliert.
Laut Platon geht das nicht. Denn er sagt, wenn man erst mal mit der Wirklichkeit erkannt hat, kann man sich nicht mehr von dieser abwenden. Es könnte natürlich sein, dass Cypher obwohl er in der Wirklichkeit lebt immer noch nicht im Stande ist diese auch wirklich zu sehen, bildlich gesprochen würde das bedeuten, dass er immer noch zu sehr geblendet ist. Wenn man die Wirklichkeit aber wirklich erkannt hat, unterstellt sich der Mensch, laut Platon, in der Wirklichkeit lieber einem anderen Menschen, als wieder in sein altes Leben zurückzukehren. Er will seine Erkenntnis nicht mehr hergeben. Cypher will sich aber nicht der Gruppe unterstellen und will sein altes Leben zurück.
Im Film, wie auch bei Platon wird unterstellt, dass es eine Welt hinter der Welt gibt, in der die Menschen leben. In Matrix ist diese Welt, in der die Menschen leben von den Maschinen erzeugt worden, um diese unter Kontrolle zu haben. Die Maschinen können jederzeit in diese Welt eingreifen und Veränderungen vornehmen. Sie zeigen den Menschen nur Bilder, um sie von ihrem wirklichen Schicksal abzulenken. Auch bei Platon ist die physische Welt, in der die Menschen leben veränderbar. Die Menschen bekommen in dieser Welt auch nur Abbilder der Wirklichkeit gezeigt. Sie entspricht nicht dem Vollkommenen. Neben dieser Welt existiert aber noch eine wirkliche Wirklichkeit, die nicht an Raum und Zeit gebunden ist und unveränderlich ist.
Jedoch gibt es auch Unterschiede zwischen dem Film und Platons Vorstellungen. Platon ist nicht religiös. Er glaubt an den Verstand, und dass sich die Menschen mit diesem den Weg zur Erkenntnis bahnen können. Er geht davon aus, dass nur bestimmte Menschen die Erkenntnis erlangen.
In Matrix glaubt die Gruppe an einen Erlöser. Diesem Erlöser ist es allein möglich die Menschheit zu befreien. Es wird also davon ausgegangen, dass alle Menschen befreit werden können. Jedoch sind diese dazu nicht selbstständig in der Lage, sondern sie sind von diesem Befreier abhängig. Und das ist eine durchaus religiöse Vorstellung.

Platon ist also durchaus der Meinung, dass es den Menschen möglich ist Erkenntnis zu erlangen. Jedoch ist für ihn die Erkenntnis nicht in der physischen Welt, einer Scheinwelt zu finden. Das Wirkliche bedeutete für Platon etwas Ewiges, Vollkommenes und Unveränderliches, also die Idee, die hinter diesen physischen Dingen steht und auf die sich alles  bezieht. Die physische Welt, so wie sie jeder Mensch erlebt ist veränderlich und entspricht somit nicht der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist eine ideale Welt, die im Gegensatz zu der beschriebenen physischen Welt steht. Platon lehnt so auch den Empirismus ab, der beinhaltet, dass die Erkenntnis durch Versuche, Beobachten und durch die Erfahrung erlangt werden kann. Er stellt sich gegen diese Vorstellung, indem er schon die physische Welt an sich als unwirklich beschrieben hat, somit kann man aus ihr auch  nicht die Erkenntnis erlangen, die einer anderen, einer idealen Welt, zu zuordnen ist. All das, was durch den Empirismus gezeigt werden kann ist für Platon nur etwas Wahrscheinliches, nicht aber die Wirklichkeit. Manches kann zwar logisch erscheinen, nie aber das Vollkommene abbilden.

Der Konstruktivismus

Ein weiterer philosophischer Ansatz, neben der Erkenntnistheorie von Platon, ist der Konstruktivismus, der im Film ein wichtige Rolle spielt. Er steht in einem gewissen Gegensatz zu Platons Theorie. Im Konstruktivismus rückt das Subjekt, das Individuum in den Vordergrund. Dieses ist allein für seine Realität verantwortlich.
Die Theorie des Konstruktivismus soll nun Ansatzweise erläutert werden, ein komplette Darstellung aller Teilbereiche würde hier zu weit führen.
Erstmals tauchte der Begriff des Konstruktivismus im 18. Jahrhundert bei dem Philosophen  Girambattista Vico auf. Aber auch Comenius, Montessori und Piaget waren Philosophen, die den Konstruktivismus prägten und seine Entwicklung und Verbreitung voran trieben. Des weiteren sind aber auch Paul Watzlawick, Heinz von Förster und Ernst von Glaserfeld zu nennen, die zu den bekanntesten Vertretern des Konstruktivismus gehören.
Der Konstruktivismus ist eine allgemeine Theorie der menschlichen Wahrnehmung. Im Konstruktivismus werden verschiedenste Ansätze vereint. Die Grundlagen finden sich im naturwissenschaftlichen Bereich, was den Konstruktivismus von den anderen Geisteswissenschaften unterscheidet. Es fließen die Neurophysiologie, die Biologie, die Psychologie, die Soziologie, aber auch Philosophie, Kommunikations- und Literaturwissenschaft ein. Der Konstruktivismus ist also breit gefächert.
Der Konstruktivismus vereint in sich alle Bereiche der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, in denen die Betonung auf der aktiven Rolle des Erkennenden liegt. Hier steht im Mittelpunkt wie man zu der Erkenntnis gelangt und nicht was die Erkenntnis ist. So werden alle damit zusammenhängende Prozesse betrachtet, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zu tun haben. Besonderen Wert wird dabei auf die Sprache und die Kognition gelegt.
Die Aufgabe des Konstruktivismus ist es also zu zeigen, wie der Mensch zu der Erkenntnis gelangt. Es muss deutlich werden wie der Mensch etwas erkennt, versteht und begreift. Es handelt sich beim Konstruktivismus um eine Theorie der menschlichen Erkenntnis, neben der Funktion der menschlichen Wahrnehmung.
Der Konstruktivismus stellt sich in seiner Anschauung konkret gegen den Objektivismus. Er setzt voraus, dass Wissen allein dadurch entseht, dass der Mensch intern (innerhalb seines Nervensystems) und subjektiv eine Konstruktion von Ideen und Konzepten erstellt. Das Subjekt ist aktiver Gestalter seiner Realität. Der Konstruktivismus geht sogar soweit zu sagen, dass das Subjekt sich seine eigene Realität konstruiert. Manche Konstruktivisten stellen die Existenz einer externe Welt in Frage. Die Hauptströmung des Konstruktivismus geht in der Ausführung ihres Denkmodells nicht gar soweit. Sie gehen davon aus, dass es eine externe Welt gibt. Diese kann aber von den Menschen nicht objektiv verstanden und aufgefasst werden. Die Art und Weise, wie ein Mensch diese Realität auffasst ist rein subjektiv. Der Konstruktivismus geht davon aus, dass jedes Nervensystem abgeschlossen ist. Zu solchen Nervensystemen zählt auch das Gehirn. So ist es nur möglich den Reiz, der von außen kommt, nach der Beschaffenheit und den Möglichkeiten dieses Systems zu verarbeiten und zu verstehen.
In der letzten Konsequenz bedeutet das also, dass sich jeder Mensch seine individuelle Realität konstruiert. Man geht davon aus, dass im Bewusstsein lediglich Abbilder der objektiven Welt entstehen, die subjektiv geprägt sind.
Jeder Mensch hat, wie schon beschrieben, sein eigenes System. Das Nervensystem ist abgeschlossen und kann somit Reize aus der Umwelt nur bedingt aufnehmen. Die Information wird vom Gehirn selbst erzeugt. Alle anderen Austauschprozesse im Alltag mit anderen Menschen sind rein energetischer Natur.
Man geht im Konstruktivismus davon aus, dass es keine Urbilder gibt. Sinneswahrnehmungen sind individuell von jedem einzelnen Menschen konstruiert. Und dies geschieht, wie schon gesagt nur in den Möglichkeiten, die das jeweilige System eines Menschen bietet. Sinneswahrnehmungen können so auch kein Abbild einer objektiven Welt sein, sie sind immer individuell verschieden.
Die eigentliche Wahrnehmung findet nicht in den Sinnesorganen statt. Die Sinnesorgane sind mit dem Nervensystem und somit mit dem Gehirn verknüpft. Erst im Gehirn, im visuellen Zentrum beispielsweise entsteht ein Bild. Wahrnehmungen sind also nur als Ergebnis kognitiver Prozesse zu betrachten.
Jedoch macht jeder Mensch eine Art Anpassungsprozess an seine Umwelt durch. Bestimmte Umstände und Geschehnisse in seinem Umfeld sorgen für ein gewisse Anpassung: Sie entscheiden aber nicht über die Art und Weise, wie dies geschieht. Wenn Menschen in ihrem Umfeld auf andere Menschen treffen, dann reagieren sie auf die Reaktionen, die diese auf sie haben. Sie beziehen sie mit in ihre Realität ein und sie definieren sich und ihren Platz in ihrer selbst konstruierten Welt. Damit man lebensfähig bleibt muss dieser Prozess durchgemacht werden. Der Mensch reagiert immer aus Erfahrungswerten heraus. Er hat keine Urbilder, wie er auf etwas reagieren soll, oder wie etwas zu tun ist.
Gut zu veranschaulichen ist der Konstruktivismus im Bereich der Kommunikation und der Sprache. Der Konstruktivismus stellt sich gegen das allgemeine Kommunikationsmodell. Dieses Modell besteht aus einem Sender und einem Empfänger. Der Sender schickt eine Botschaft (Frage/ Aussage) an den Empfänger. Früher teilte man dem Empfänger dabei eine passive Rolle zu. Seine einzige Aufgabe bestand darin das Gesendete aufzunehmen. Man ging davon aus, dass er das auch verstanden hatte. Aber auch die weiterentwickelten Modelle der Kommunikation stellt der Konstruktivismus in Frage. Hier wird auch der Empfänger aktiv. Jeder hat im Alltag die Erfahrung gemacht, dass der Empfänger nicht immer alles so versteht, wie der Sender es wirklich meint. Man geht immer noch davon aus, dass eine Botschaft immer einen Sinn hat. Der Sinn, der in der Botschaft liegt kann vom Empfänger verstanden werden. Wenn sich der Empfänger bemüht und aufmerksam an der Kommunikation beteiligt ist, so kann er das Gesagte rekonstruieren und verstehen. Der Empfänger ist also maßgeblich an der Kommunikation beteiligt. Zu den Aufgaben des Empfängers gehört es aber auch Teile der Nachricht zu konstruieren, denn der Sender kann unmöglich alles sagen.
Der Konstruktivismus verneint diese allgemeine Meinung, dass jede Botschaft einen Sinn hat. Der Sender verschickt, laut Konstruktivismus, keinen tieferen Sinn mit seiner Botschaft, allein der Empfänger denkt sich einen Sinn. Er ist es, der der Botschaft den Sinn gibt, nicht der Sender. Der Empfänger einer Nachricht wird so zum alleinigen Konstrukteur. Er allein entscheidet welchen Sinn er der empfangenen Nachricht gibt. Er kann das, was in einer Botschaft steht nicht genau kennen. So kommt es, dass der Empfänger sein selbst konstruiertes Bild für die Realität, für den Sinn der Botschaft hält. Er versteht also im Prinzip nicht, was der Sender ihm geschickt hat, weil die Botschaft ohne Sinn ist. In seinem Umgang mit anderen Menschen und mit wachsender Lebenserfahrung, findet er aber heraus, welche Reaktionen von den Mitmenschen allgemein akzeptiert werden. Er entwickelt so für sich ein lebensfähiges System.
Der Konstruktivismus in der Kommunikationtheorie beschreibt also, dass Menschen sich zunächst nicht unbedingt verstehen. Aber dies muss nicht zwingend ein Problem darstellen. Denn die Menschen richten sich darauf ein. Der Sender denkt, dass er von dem Empfänger verstanden worden ist, und umgekehrt denkt der Empfänger das gleiche, nämlich, dass er die Botschaft des Senders richtig verstanden hat. Ein Problem kann erst dann entstehen, wenn die Reaktion eines Empfängers nicht akzeptabel für den Sender ist. Wenn er mit einer Reaktion oder einer Antwort seines Gegenübers nicht umgehen und diese nicht begreifen kann. Es kommt dann zu einer schwierigen Situation. Die Reaktion passt nicht mehr in die eigene Vorstellung, es ergibt keinen Sinn.
Im Konstruktivismus bildet also jeder Mensch seine eigene Realität. Auf ihn können von außen nur sehr begrenzt Dinge Einfluss nehmen. Es wird von einem Menschen niemals die Wirklichkeit an sich wahrgenommen, sondern immer nur eine eigene Erfahrungswirklichkeit. Alle Wahrnehmungen sind Interpretationen des Menschen. Das Wissen entsteht nur auf der Grundlage bereits gemachter Erfahrungen, es wird auf diesen konstruiert. Das, was die Menschen aus diesen Erfahrungen machen, bildet ihre eigene Realität. Diese Realität entspricht der Welt, in der sie bewusst leben.
Wenn man an die Lehre des Konstruktivismus´ glaubt, folgen daraus mindestens zwei wichtige Konsequenzen. Zum ersten muss man dann Toleranz gegenüber den anderen Menschen zeigen. Jeder Mensch hat seine eignen Realität und das muss akzeptiert und toleriert werden. Außerdem muss man erkennen, dass man Verantwortung übernehmen muss. Man bildet seine eigene Realität und ist für diese selbst verantwortlich, dieser Verantwortung kann man sich dann nicht entziehen.

Das Weltbild in “Die Matrix” baut auf dem Prinzip des Konstruktivismus´ auf. Der Mensch kann nicht wahrnehmen, in welch fataler Situation er sich wirklich befindet. Er lebt sein Leben in einer Scheinwelt, ohne etwas von seiner Gefangenschaft und Unfreiheit zu wissen. Die Menschen leben in Vorstellungsbildern, die ihr Verstand erzeugt. Erst im Kopf wird alles real und so glauben sie, in der Realität zu leben. Sie sind also fremdgesteuert und determiniert. Sie haben keine Urbilder, mit denen sie ihr Leben vergleichen können. Sie können den fatalen Irrtum, dem sie unterliegen, nämlich in der Realität zu leben, nicht bemerken.
Auch handelt Morpheus offensichtlich ganz konstruktivistisch. In Sätzen, wie „Ich dachte, das wäre nicht real!“ – „In deinem Kopf wird es real!“ oder „Was ist die Wirklichkeit? Wie definiert man das „Realität“? Wenn du darunter verstehst, was du riechen,(…), oder sehen kannst, ist die Wirklichkeit nichts weiter als elektrische Signale, interpretiert von deinem Verstand.“
Der Film “spielt” mit dem konstruktivistischen Zuschauer. Er muss immer hinterfragen, was jetzt passiert.

Wie geht es weiter?

„System failure“

Neo hat nun die Agenten und somit die Maschinen besiegt. Er hat jetzt die Macht über die Matrix. Er kann machen, was er will. Er hat bis jetzt aber  nur einen Teil seiner Aufgabe als Erlöser der Menschheit erfüllt. Er hat die Herrschaft der Maschinen beseitigt. Am Ende des Films telefoniert Neo mit den Maschinen und beschriebt diesen, wie es jetzt weiter gehen soll. Er sagt, dass er die Menschen befreien will und sie in eine Welt führen will, in der es keine Gesetze und keine Kontrolle gibt. Er will sie in eine Welt führen, in der sie frei sind und in der es keine Grenzen gibt. Wie die Zukunft aussehen wird kann auch er nicht sagen.

Denn es bleibt immer noch die Frage: Was ist die Wirklichkeit?

Wirklich die Welt, die Neo und seine Gruppe für diese halten? Oder gibt es noch etwas hinter dieser Wirklichkeit?