1.  Charakterisierung

Morpheus

Um die Zusammenhänge zu verdeutlichen, möchte ich „Matrix“ in ein paar Sätzen kurz zusammenfassen.

Die Welt, wie wir sie kennen, ist nur eine komplexe Illusion in unseren manipulierten Gehirnen, die „Matrix“ genannt wird. In der wirklichen Welt dahinter haben intelligente Maschinen (künstliche Intelligenz) die Macht, die auf diese Weise die Energie der Menschen für ihre Zwecke ausbeuten.
Doch eine kleine Gruppe von Rebellen hat das System der Lügen durchschaut. Sie ist überzeugt, dass Neo der lang ersehnte Erlöser ist, der die Menschen von der Sklaverei befreien wird.
Morpheus ist der Anführer dieser Gruppe, die das System der „Scheinwelt Matrix“ zerstören möchte.

Im Folgenden möchte ich Morpheus charakterisieren, der meiner Meinung nach eine zentrale Rolle in dem Film übernimmt, worauf ich am Schluss der Charakterisierung noch einmal zusammenfassend eingehen werde.

Morpheus´ charismatisches Aussehen wird geprägt durch seine Größe, seinen breiten Körperbau, seine Glatze und seine dunkle Hautfarbe. Nicht nur dadurch, sondern auch durch seine Gestik erkennt man sofort, dass es sich bei Morpheus um einen besonders starken Charakter handelt. Dieses Aussehen wird unterstützt durch die Kleidung die er trägt, einen Anzug oder einen Ledermantel und dazu fast immer eine Sonnenbrille. Beim ersten Hinsehen wirkt er daher zwar elegant, aber auch unheimlich und gefährlich, was von einem Agenten zunächst bekräftigt wird, da er sagt, dass Morpheus laut Behörden einer der gefährlichsten Männer der Welt sei.
In der ersten Szene in der Morpheus auftaucht, erkennt man, dass dieser Neo vor den Agenten (die ihm offensichtlich nichts Gutes wollen) beschützen möchte. Für Neo ist Morpheus die Antwort auf die Frage „Was ist die Matrix?“ und er wird von ihm verehrt als der Hacker unter den Hackern.
Beim ersten Treffen von Morpheus und Neo wirkt er selbstsicher und überzeugend. Er zeigt sich geehrt Neo kennenlernen zu dürfen und erklärt ihm geduldig die Matrix und die Wahrheit. Nachdem Neo von Morpheus vor die Wahl gestellt wurde (blaue oder rote Kapsel), heisst er ihn in der wirklichen Welt willkommen. Auch dort erklärt er im alles sehr ausführlich und verständlich.
Es wurde Morpheus einmal von dem Orakel prophezeit, dass er derjenige ist, der dazu bestimmt ist, den Erlöser zu finden, d.h. jemanden zu finden, der die Menschen aus der Sklaverei befreit. Daraufhin war er sein Leben lang auf der Suche nach dem Erlöser. Morpheus ist überzeugt in Neo diese Person gefunden zu haben.
Hier wird erneut klar, wie selbstsicher Morpheus ist, er lässt sich von seinem Glauben an Neo durch nichts und niemanden abbringen und ist nicht nur überzeugt von ihm als Erlöser, sonder überzeugt auch alle anderen davon. Auf Grund dieses Glaubens ist Morpheus auch sehr besorgt um Neo und verhält sich gegenüber ihm fast väterlich. Im laufe des Films bemerkt man allerdings, dass Morpheus nicht nur um Neo so besorgt ist, sondern um seine ganze Gruppe. Er übernimmt die Verantwortung, die Führung und die Vaterrolle für sie. Morpheus wird von „seinen Leuten“ daher auf eine besonders liebevolle Art und Weise verehrt (siehe Szene, wenn Morpheus mit dem Leben kämpft).
In einem Training mit Neo erfährt man Morpheus` Stärke, indem er zunächst Neo besiegt. Daraufhin lobt er allerdings dessen Schnelligkeit und weist ihn auf seine Fehler und Schwächen hin. Er fordert ihn ein zweites Mal heraus und erklärt ihm dann, dass Neo´s Geist befreit werden muss, er ihm aber nur die Tür zeigen kann und dass Neo schon selbst durchgehen müsse. Als Ergebnis dieses Trainings äußert Morpheus sein ungebrochenes Vertrauen gegenüber Neo, er prophezeit ihm als einziger gegen Agenten antreten zu können.
Bei einem Kampf innerhalb der Matrix kämpft Morpheus gegen einen Agenten, obwohl er weiß, dass er gegen diesen keine Chance hat. Außerdem sind die Agenten hinter ihm her, da er, als Anführer auf einem Schiff in der wirklichen Welt, die Zugangscodes für den Rechner von Zion (die einzige Stadt in der wirklichen Welt, in der die Menschen noch frei leben) besitzt, die Stadt, die die Agenten zerstören wollen. Morpheus ist in diesem Moment bereit dazu, sein Leben zu opfern, um Neo´s Leben zu retten. Er wird in diesem Kampf von dem Agenten überwältigt und festgenommen.
Weder das System der Matrix im allgemeinen, noch die Absicht der Agenten zu dem jetzigen Zeitpunkt werden von Morpheus nicht durchschaut. Er erweist sich als sehr intelligenter Mensch, eben weil er all diese Begebenheiten lückenlos durchschaut, und zudem ist er noch unglaublich hilfsbereit, indem er sich aufopfert um Neo´s Leben und das Leben der ganzen Gruppe zu schützen.
Während des Verhörs mit dem Agenten wird Morpheus körperlich und geistig fast vollständig zerstört, jedoch bleibt er standhaft und schweigt auf jede Frage des Agents. Weder ein injiziertes Serum, noch Erpressungsversuche können sein Schweigen brechen. Als Morpheus von Neo und Trinity gerettet wird, beziehungsweise als er erkennt, dass er gerettet wird, entwickelt er wieder Kraft und kommt zu sich (die Stärke seines Glaubens lässt ihn zu Kräften kommen und kämpfen). Er wird allerdings angeschossen und schafft es nicht in den rettenden Hubschrauber zu springen. Neo springt ihm entgegen, welcher schließlich Morpheus´ Leben rettet.
Er glaubt an Neo bis zum Ende, auch noch während dessen Kampf mit dem Agenten. Und Morpheus sollte Recht behalten.

Abschließend möchte ich zusammenfassen, dass Morpheus ein unglaublich beharrlicher, willensstarker, intelligenter, d.h. starker Charakter ist, der zudem noch Führungs- und Lehrqualitäten aufweist und einen liebevollen Umgang mit Menschen pflegt, die ihm etwas bedeuten.
Für mich stellt er einen zentralen Charakter dar, da er ausnahmslos alles einem Ziel unterordnet, nämlich die Menschheit aus der Sklaverei zu befreien. Diese Eigenschaft lässt sich nicht in ein Wort fassen, sondern beinhaltet höchstens alle Eigenschaften die Morpheus ausmachen. Außerdem fasziniert mich, dass sich dieser Charakter (geprägt von diesem einen Lebensziel) während des ganzen Films nicht ändert. Der Morpheus, der anfangs auf lockere Art Neo´s Kampftechniken prüft ist derselbe Morpheus, der am Ende standhaft die Fragen des Agenten schweigend beantwortet.

2. Konstruktivismus

Der Konstruktivismus  ist eine Theorie von menschlicher Erkenntnis. Er fasst verschiedene Ansätze aus der Gehirnforschung, der Biologie, der Psychologie, der Soziologie, der Philosophie und der Kommunikations- und Literaturwissenschaft zusammen.
Der Konstruktivismus wendet sich gegen das klassische Modell der Verständigung, deshalb beschreibe ich zunächst das Kommunikationsmodell, um den Konstruktivismus verständlicher zu machen.

Kommunikationsmodell:
1. im ursprünglichen Sinne (Sender–Empfänger–Modell) = Von einem Sender geht eine Botschaft aus, die bei einem Empfänger ankommt. Die Aktivität liegt beim Sender, der Empfänger hat eine passive Rolle. Demnach empfängt er genau die Botschaft, die der Sender verschickt hat.
2. Im überarbeiteten Sinne = Es wird davon ausgegangen, dass der Empfänger eine Botschaft einmal missverstehen oder gar nicht verstehen könnte. Der Empfänger hat bei dieser Vorstellung auch eine aktive Rolle, er kann den Sinn einer Botschaft beeinflussen. Diese Aktivität ist gegeben, wenn der Empfänger das Gesendete genau rekonstruiert und zudem beachtet, dass mit einer Aussage nie alles gesendet werden kann und der Sender manchmal auch nicht alles senden möchte. In diesem Fall muss der Empfänger das Nicht-Genendete konstruieren. Im allgemeinen wird allerdings davon ausgegangen, dass wenn man aufmerksam ist, sich in den Sender hineinversetzt  und die Bedeutung der Worte und Sätze kennt, als Empfänger den eigentlichen Sinn einer Botschaft verstehen kann.

Wie schon gesagt, richtet sich der Konstruktivismus gegen dieses Kommunikationsmodell, d.h. er basiert darauf, dass jeder Empfänger einer Botschaft ihren Sinn gibt, was an den Bedingungen menschlicher Wahrnehmung liegt.
Die Grundlage des Konstruktivismus bildet ein naturwissenschaftlich fundiertes Weltbild. Wichtig ist die Erkenntnis, dass jedes Nervensystem ein in sich abgeschlossenes System darstellt. Wahrnehmungen äußerer Reize sind also abhängig von diesem System. Reaktionen sagen demnach weniger über die äußeren Reize, als über die Bearbeitungsmöglichkeiten des Systems aus:
Der Empfänger ist ein Konstrukteur, der den eigentlichen Sinn einer Botschaft gar nicht erkennen kann, aber ein Bild oder einen Inhalt (-das, was in seinem Kopf entstanden ist-) für die tatsächliche Botschaft hält. In der Regel entwickelt der Mensch ein Verhalten, welches auf Erfahrungen basiert und bei dem davon auszugehen ist, dass er verstanden wird und andere seine Deutungen akzeptieren.
Eigentlich bedeutet dies, dass sich Menschen gar nicht richtig verstehen können. Allerdings gehen Sender und Empfänger im alltäglichen Leben davon aus, dass sie sowohl richtig senden, als auch richtig deuten. Die meisten Konstruktionen fallen also kaum auf, es können jedoch Probleme entstehen, wenn die Reaktion eines Empfängers zu einem Ergebnis führt, dass vom Sender nicht akzeptiert wird oder das umgekehrt nicht mehr so gedeutet werden kann, dass die vom Sender ausgehende Vorstellung der Situation noch Sinn macht. In diesem Fall muss das scheinbar Unverständliche versucht werden verständlich zu machen.

Ohne äußere Reize (Sendung einer Botschaft) wird es zu keiner Deutung kommen können, es gibt jedoch keine bestimmten äußeren Einflüsse, die festlegen, auf welche Art und Weise eine Botschaft gedeutet werden muss, bzw. wie darauf reagiert wird.

II.  Was ist die Wirklichkeit?

1. Platon

Griechischer Philosoph, * 427 v. Chr. Athen, † 347 v. Chr. Athen; Schüler des Sokrates

Ideenlehre

Platon teilt die Welt in zwei verschiedene Reiche ein: das Reich der Wahrnehmung (Sinnenwelt) und das Reich der Ideen (Wirklichkeit).
In Platons Ideenwelt existiert für jedes Lebewesen und für jeden Sachgegenstand ein Muster, sozusagen ein Vorbild, welches ewig, unveränderlich, immateriell und unabhängig von allen wahrnehmbaren Dingen ist. Alles, was in der Sinnenwelt existiert, besteht dagegen zeitlich begrenzt, ist veränderlich und materiell, sozusagen ein Abbild der Muster aus der Ideenwelt.
Laut Platon besteht die Ideenwelt hinter der Sinnenwelt.
Platon hielt auch die Menschen für zweigeteilte Wesen. Zum einen besitzen sie einen Körper, der zeitlich begrenzt besteht und mit der Sinnenwelt unlösbar verbunden ist (denn Sinne sind körperlich). Zum anderen besitzen sie eine Seele, die ewig besteht und sich in der Vernunft befindet. Die Seele ist demzufolge immateriell und kann in die Ideenwelt einsehen. Platon ist sogar der Auffassung, dass sie schon im Reich der Ideen existiert, bevor sie in unseren Körper gelangt. Die Ideenwelt lässt sich also nur mit dem Verstand und nicht mit den Sinnen erkennen.
Die Ideen basieren demnach auf der Wahrheit, da sie weder entstehen, noch vergehen. Sie sind !!! (Metaphysische Theorie = Frage nach der Bedeutung des „Seins“, wobei es um das hinter der Erscheinung liegende wahre „Sein“ geht).
In dem Reich der Ideen existieren nicht nur Ideen betreffend Lebewesen und Sachgegenständen, sonder auch betreffend abstrakter Begriffe. So gibt es die Idee mathematischer Konzepte, aber auch die Idee des Guten, des Gerechten, des Schönen,… (Bsp.: Im Reich des Wahrnehmbaren existieren verschiedene Beispiele für das Schöne, welche aber vergänglich sind. Die Idee der Schönheit ist hingegen unvergänglich.). Diese Ideen finden sich in der Sinnenwelt als Abbilder wieder, da sich die Seele an die Wirklichkeit, d.h. die Ideenwelt erinnern kann, die sie vor ihrer Geburt in einem Körper erfahren hat.

Zur Verdeutlichung: Höhlengleichnis

Die Idee ist für Platon das „Urbild“, das Eigentliche, das Wesenhafte, allein Wahrhaftige, ewig und unveränderlich Seiende (siehe oben), dem alle (nur schattenhaften) Erscheinungen zugrunde liegen. Diese Gedanken hat Platon in seinem berühmten Höhlengleichnis veranschaulicht.

Es wird die Situation von Menschen beschrieben, die sich seit ihrer Kindheit in einer unterirdischen Höhle befinden, wo sie so an eine Bank gefesselt sind, dass sie sich nicht umdrehen können und somit nur die dem Eingang gegenüberliegende Wand sehen. Hinter ihnen verläuft quer durch die Höhle eine Mauer, hinter der wiederum ein Feuer brennt. Wenn nun zwischen dem Feuer und der Mauer Gegenstände vorübergetragen werden, die die Mauer überragen, werden die durch das Feuer entstehenden Schatten an die Höhlenwand projiziert, auf die die gefesselten Menschen blicken. Auch nur das Echo der Geräusche und Stimmen der vorübergehenden Leute wird für die Gefangenen hörbar sein.
Da sie nie etwas anderes gesehen haben, als die Schatten (Abbilder) und nie etwas anderes gehört haben als Echos, werden sie diese für die wahre Wirklichkeit halten.
Jetzt soll einer der beiden Gefangenen befreit und dazu genötigt werden aufzustehen, sich zu wenden, zu gehen und zum Feuer hinzublicken. Außerdem wird ihm erklärt, dass er vorher lauter Nichtigkeiten gesehen hatte, jetzt aber dem Seienden (der Wirklichkeit) näher sei. Nach einiger Zeit hält er diese irdische Realität zwar für wahr, er bevorzugt es aber ins Dunkel zurückzukehren, da ihn das Feuer blendet.
Zum zweiten Aufstieg, aus der Höhle heraus in das Sonnenlicht, muss man ihn zwingen. Extrem geblendet von dem grellen Licht kann er von der „neuen höheren Wirklichkeit“ zunächst nur Schatten erkennen und er wird Gewöhnung benötigen, um alles andere erkennen zu können. Zuletzt aber ist er auch imstande die Sonne (nicht etwa Abbilder von ihr im Wasser etc.) zu betrachten.
Nun geht der Befreite zurück in die Höhle und versucht den anderen – in der Höhle zurückgebliebenen – zu erklären, dass das was sie sehen und hören gar nicht die Wirklichkeit ist. Diese schenken ihm nicht den geringsten Glauben. Sollte es jemand wagen, die Gefangenen zu befreien, so könnte es ihn sogar das Leben kosten.

Platons geschilderte Höhle entspricht unserer Sinnenwelt. Die darin Gefangenen, Gefesselten und zur Blickrichtung auf die Schatten gezwungenen sind wir Menschen. Der Weg ans Licht, d.h. in die Welt der Wahrheit (der Ideen) ist äußerst mühselig und aus eigener Kraft unmöglich zu beschreiten. Der Gefesselte muss befreit, umgedreht und langsam, wobei ihm die Augen schmerzen und er in häufige Verwirrung gerät, nach oben geführt, ja gezerrt werden. Hier setzt erneute Blendung ein, ehe das Auge sich an die Helligkeit gewöhnt und schließlich sogar in die Sonne schaut. Sie ist ein Symbol der höchsten Idee. Wie die Sonne den Dingen auf der Welt Sichtbarkeit verleiht, für Jahreszeiten und was davon abhängt, Gewächse, Flüsse und zahlreiche Geschehen, die Ursache ist, so ist die Idee des Guten höchste und letzte Erkenntnis – Seiensprinzip.

III.  „System failure“
Wie geht es weiter? (Matrix Teil 2)

Zunächst möchte ich die unter II. erklärten Begriffe der Ideenlehre und des Höhlengleichnisses von Platon und den Konstruktivismus auf „Matrix“ beziehen.
Matrix und Platon:
Die erste und wohl deutlichste Parallele besteht darin, dass Platon von einer Ideenwelt hinter der Sinnenwelt ausgeht und in „Matrix“ eine wirkliche Welt hinter der Scheinwelt besteht.
Außerdem hat „Matrix“ viele Gemeinsamkeiten mit Platons Höhlengleichnis.
Ähnlich wie die Gefesselten in der Höhle sind die Menschen in der Matrix gefangen und sehen nur jenes, was die Maschinen (vergleichbar mit den Menschen, die zwischen der Mauer und dem Feuer vorübergehen) ihnen vorsetzen. Sie werden also getäuscht und glauben, dass alles was sie dort sehen, hören und erleben die wirkliche Realität darstellt, und dass diese Welt durch ihr unerschüttliches Vertrauen in ihre Sinne alles ist was existiert – und darüber hinaus nichts anderes sein kann.
Doch Neo ist gezwungen die schmerzvolle Wahrheit zu sehen, als er aus der Scheinwelt der Matrix befreit wird. Er entdeckt, dass alles was ihm seit seiner Geburt vorgelegt wurde, lediglich aus schwachen Abbildern der Wirklichkeit bestand.
Matrix und der Konstruktivismus:
Allgemein kann man sagen, dass der Konstruktivismus eine Art Erkenntnistheorie für Dinge ist, die sich mit dem Verstand erklären lassen. Er geht davon aus, dass Wissen und Wahrnehmung erkenntnismäßige Konstrukte sind. Demnach gibt es keine objektive Wirklichkeit, also keine allgemeingültige Struktur der Wirklichkeit bzw. der Welt. Der Mensch erzeugt selbst unwillkürlich die Welt (d.h. die Matrix), in der er lebt, durch seine auf der Erkenntnis beruhenden Erfahrungen. Im Konstruktivismus ist sie die Welt, wie wir sie sehen, sie ist  eine „Erfahrungswirklichkeit“.

Wie geht es weiter?
Am Ende von „Matrix“ spricht Neo innerhalb der Scheinwelt zu den Maschinen. Er spricht von einer Welt ohne Gesetze, ohne Kontrolle, ohne Grenzen und damit ohne Maschinen, bzw. mit der Kontrolle über die Maschinen. Das entspricht auch dem letzten Bild, das ganz am Ende des Films zu sehen ist. Auf einem Computermonitor steht in großen Buchstaben „System failure“, was bedeutet, dass das von den Maschinen entwickelte Programm der Scheinwelt zusammengebrochen ist.
Da sich Neo aber in der Matrix befindet, als er diese Ankündigung macht, muss ich davon ausgehen, dass er immer noch angekoppelt auf Morpheus´ Schiff sitzt und ein Metallstab seinen Nacken durchbohrt. Dabei stellt sich für mich als erstes die Frage, ob der Kampf gegen die Maschinen also wirklich gewonnen ist.
Viel wichtiger ist allerdings die Frage, ob die Menschen bereit dazu sind die wirkliche Welt zu sehen. Anlehnend an Platon´s Höhlengleichnis ist davon auszugehen, dass Neo im weiteren Verlauf des Films (also im 2. Teil) nicht nur einen erneuten Kampf gegen die Maschinen führen wird, sondern auch gegen die Menschen, die die Matrix für real halten und die sich keine neue Welt konstruieren wollen, die ihre scheinbar „objektive“ Wirklichkeit zerstören würde (siehe Matrix und der Konstruktivismus).
Im kleineren Rahmen führte dieser Kampf ja auch schon im ersten Teil zu der eigentlichen Handlung. Denn Cypher, ein von Morpheus aus der Sklaverei befreiter Mensch verrät die Gruppe an Agenten, so dass diese die Möglichkeit haben die freien (abgekoppelten) Menschen zu töten. Cypher möchte die Wirklichkeit nicht mehr kennen, er möchte die Sonne quasi nicht sehen, sondern lieber in der Scheinwelt leben wie der größte Anteil der Bevölkerung, also in einer Höhle sitzen und die Abbilder vorübergehender Menschen beobachten. Die meisten Menschen werden nun, da Neo sie aus der Sklaverei befreit hat, so reagieren. Unter Umständen werden sie sich sogar wieder mit den Maschinen verbünden, um in ihr geregeltes Leben zurückkehren zu können, indem sie an ihrem Wirklichkeitsverständnis noch nicht zweifeln mussten. Die Gruppen und die Bewohner von Zion müssten dann gegen die gesamte Menschheit und die Maschinen kämpfen. Bei dieser Möglichkeit ließe sich allerdings auch noch unterscheiden, ob Neo die Matrix als Computerprogramm aufrecht erhält, um die Menschen nicht an einen anderen Lebensort gewöhnen zu müssen, d.h. die Menschen würden nicht mehr von Maschinen benutzt, um Energie zu liefern, sondern würden mit Körper und Geist in der Matrix einfach in dem neuen Bewusstsein weiterleben, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Es könnte aber auch sein, dass die Menschheit komplett abgekoppelt würde, um dann in Zion, bzw. in der Nähe von Zion weiterleben zu können. Aber wie schon erwähnt, würden die Menschen sowohl in Zion, als auch weiterhin in der Matrix ihre Ausgangssituation zurückfordern.
Es gibt allerdings auch noch eine wesentlich gewaltfreiere Möglichkeit, wie Neo das Problem des Höhlengleichnisses bewältigen könnte ohne kämpfen zu müssen (jedoch wäre diese etwas untypisch für einen Action-Film). Neo könnte zum Beispiel nach und nach jeweils eine bestimmte Anzahl an Menschen über die Wahrheit aufklären, um sie anschließend zu fragen, ob sie alles gehörte wieder vergessen wollen (blaue Kapsel), oder ob sie die wirkliche Welt hinter der Matrix sehen und in ihr leben wollen (rote Kapsel). Also auf dieselbe Art, wie Morpheus Neo gefragt hat, ob er „in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus“ eintauchen will. Doch auch bei dieser Möglichkeit ist es unwahrscheinlich, dass dann alle Menschen genau so leben, wie sie es gerne möchten und sich keiner – wie Cypher – nach der Entscheidung für die rote Kapsel, danach sehnen würde sich erneut für die blaue Kapsel entscheiden zu können. In diesem Fall würden dann zwangsläufig wieder Kämpfe/Revolutionen stattfinden.

Ich halte die erste geschilderte Möglichkeit für am Wahrscheinlichsten, d.h. ich denke, Neo und seine Gruppe werden die Menschen aus der Sklaverei befreien und die Matrix als Computerprogramm weiterbestehen lassen, aber die Menschen darüber aufklären, was die Matrix ist und was hinter ihr steht. Die Menschen werden mit dieser Erkenntnis nicht leben wollen und zusammen mit den Maschinen für die Herstellung der gewohnten Verhältnisse kämpfen.

Eine alternative Fortsetzung (von Carolin Kraus)

„System failure“  –  Wie geht es weiter?

Zunächst möchte ich die unter II. erklärten Begriffe der Ideenlehre und des Höhlengleichnisses von Platon und den Konstruktivismus auf „Matrix“ beziehen.
Matrix und Platon:
Die erste und wohl deutlichste Parallele besteht darin, dass Platon von einer Ideenwelt hinter der Sinnenwelt ausgeht und in „Matrix“ eine wirkliche Welt hinter der Scheinwelt besteht.
Außerdem hat „Matrix“ viele Gemeinsamkeiten mit Platons Höhlengleichnis.
Ähnlich wie die Gefesselten in der Höhle sind die Menschen in der Matrix gefangen und sehen nur jenes, was die Maschinen (vergleichbar mit den Menschen, die zwischen der Mauer und dem Feuer vorübergehen) ihnen vorsetzen. Sie werden also getäuscht und glauben, dass alles was sie dort sehen, hören und erleben die wirkliche Realität darstellt, und dass diese Welt durch ihr unerschütterliches Vertrauen in ihre Sinne alles ist was existiert – und darüber hinaus nichts anderes sein kann.
Doch Neo ist gezwungen die schmerzvolle Wahrheit zu sehen, als er aus der Scheinwelt der Matrix befreit wird. Er entdeckt, dass alles was ihm seit seiner Geburt vorgelegt wurde, lediglich aus schwachen Abbildern der Wirklichkeit bestand.
Matrix und der Konstruktivismus:
Allgemein kann man sagen, dass der Konstruktivismus eine Art Erkenntnistheorie für Dinge ist, die sich mit dem Verstand erklären lassen. Er geht davon aus, dass Wissen und Wahrnehmung erkenntnismäßige Konstrukte sind. Demnach gibt es keine objektive Wirklichkeit, also keine allgemeingültige Struktur der Wirklichkeit bzw. der Welt. Der Mensch erzeugt selbst unwillkürlich die Welt (d.h. die Matrix), in der er lebt, durch seine auf der Erkenntnis beruhenden Erfahrungen. Im Konstruktivismus ist sie die Welt, wie wir sie sehen, sie ist  eine „Erfahrungswirklichkeit“.

Wie geht es weiter?
Am Ende von „Matrix“ spricht Neo innerhalb der Scheinwelt zu den Maschinen. Er spricht von einer Welt ohne Gesetze, ohne Kontrolle, ohne Grenzen und damit ohne Maschinen, bzw. mit der Kontrolle über die Maschinen. Das entspricht auch dem letzten Bild, das ganz am Ende des Films zu sehen ist. Auf einem Computermonitor steht in großen Buchstaben „System failure“, was bedeutet, dass das von den Maschinen entwickelte Programm der Scheinwelt zusammengebrochen ist.
Da sich Neo aber in der Matrix befindet, als er diese Ankündigung macht, muss ich davon ausgehen, dass er immer noch angekoppelt auf Morpheus´ Schiff sitzt und ein Metallstab seinen Nacken durchbohrt. Dabei stellt sich für mich als erstes die Frage, ob der Kampf gegen die Maschinen also wirklich gewonnen ist.
Viel wichtiger ist allerdings die Frage, ob die Menschen bereit dazu sind die wirkliche Welt zu sehen. Anlehnend an Platon´s Höhlengleichnis ist davon auszugehen, dass Neo im weiteren Verlauf des Films (also im 2. Teil) nicht nur einen erneuten Kampf gegen die Maschinen führen wird, sondern auch gegen die Menschen, die die Matrix für real halten und die sich keine neue Welt konstruieren wollen, die ihre scheinbar „objektive“ Wirklichkeit zerstören würde (siehe Matrix und der Konstruktivismus).
Im kleineren Rahmen führte dieser Kampf ja auch schon im ersten Teil zu der eigentlichen Handlung. Denn Cypher, ein von Morpheus aus der Sklaverei befreiter Mensch verrät die Gruppe an Agenten, so dass diese die Möglichkeit haben die freien (abgekoppelten) Menschen zu töten. Cypher möchte die Wirklichkeit nicht mehr kennen, er möchte die Sonne quasi nicht sehen, sondern lieber in der Scheinwelt leben wie der größte Anteil der Bevölkerung, also in einer Höhle sitzen und die Abbilder vorübergehender Menschen beobachten. Die meisten Menschen werden nun, da Neo sie aus der Sklaverei befreit hat, so reagieren. Unter Umständen werden sie sich sogar wieder mit den Maschinen verbünden, um in ihr geregeltes Leben zurückkehren zu können, indem sie an ihrem Wirklichkeitsverständnis noch nicht zweifeln mussten. Die Gruppen und die Bewohner von Zion müssten dann gegen die gesamte Menschheit und die Maschinen kämpfen. Bei dieser Möglichkeit ließe sich allerdings auch noch unterscheiden, ob Neo die Matrix als Computerprogramm aufrecht erhält, um die Menschen nicht an einen anderen Lebensort gewöhnen zu müssen, d.h. die Menschen würden nicht mehr von Maschinen benutzt, um Energie zu liefern, sondern würden mit Körper und Geist in der Matrix einfach in dem neuen Bewusstsein weiterleben, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Es könnte aber auch sein, dass die Menschheit komplett abgekoppelt würde, um dann in Zion, bzw. in der Nähe von Zion weiterleben zu können. Aber wie schon erwähnt, würden die Menschen sowohl in Zion, als auch weiterhin in der Matrix ihre Ausgangssituation zurückfordern.
Es gibt allerdings auch noch eine wesentlich gewaltfreiere Möglichkeit, wie Neo das Problem des Höhlengleichnisses bewältigen könnte ohne kämpfen zu müssen (jedoch wäre diese etwas untypisch für einen Action-Film). Neo könnte zum Beispiel nach und nach jeweils eine bestimmte Anzahl an Menschen über die Wahrheit aufklären, um sie anschließend zu fragen, ob sie alles gehörte wieder vergessen wollen (blaue Kapsel), oder ob sie die wirkliche Welt hinter der Matrix sehen und in ihr leben wollen (rote Kapsel). Also auf dieselbe Art, wie Morpheus Neo gefragt hat, ob er „in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus“ eintauchen will. Doch auch bei dieser Möglichkeit ist es unwahrscheinlich, dass dann alle Menschen genau so leben, wie sie es gerne möchten und sich keiner – wie Cypher – nach der Entscheidung für die rote Kapsel, danach sehnen würde sich erneut für die blaue Kapsel entscheiden zu können. In diesem Fall würden dann zwangsläufig wieder Kämpfe/Revolutionen stattfinden.

Ich halte die erste geschilderte Möglichkeit für am Wahrscheinlichsten, d.h. ich denke, Neo und seine Gruppe werden die Menschen aus der Sklaverei befreien und die Matrix als Computerprogramm weiterbestehen lassen, aber die Menschen darüber aufklären, was die Matrix ist und was hinter ihr steht. Die Menschen werden mit dieser Erkenntnis nicht leben wollen und zusammen mit den Maschinen für die Herstellung der gewohnten Verhältnisse kämpfen.